mönch.ch

Aphorismen und Texte zu Liebe, Leben und Religion

Pfingstgeschichte

Stell Dir vor: heute Morgen auf dem Breitenrainplatz wollte mir ein herziger, sauberer, netter Junge von etwa 13 Jahren aus Dank für die „Liebe“ von Christus die Schuhe putzen.

Das ging so:

„Kann ich Ihnen die Schuhe putzen?“, fragte er mich. „Nein, nicht gut, schau, das sind Stoffschuhe und gerade neu. Ich habe sie heute zum ersten Mal an; aber ich kann Dir sonst etwas spenden“, entgegnete ich ihm.

„Nein, nein“, beschwichtigte er mich.

„Ja, aber warum willst Du mir dann die Schuhe putzen? Für welche Organisation macht ihr denn das hier?“, fragte ich ihn nun irgendwie erstaunt.

Erst jetzt liess er langsam die „Katze aus dem Sack“ und antwortete: „Als Dank für die Liebe von Christus! Haben Sie schon von ihm gehört?“

„Ja, sicher. Wir leben hier ja in einer christlichen Kultur und jetzt ist ja sowieso gerade Pfingsten“, und wollte ihm zeigen, dass es schon noch ein paar Menschen gibt, die Christus kennen; doch meine „Sturmlampe“ war natürlich schon längst auf das Wort „Liebe“ gerichtet und ich fragte ihn: „Ja, Du hast da wirklich etwas spannendes gesagt, was meinst Du mit „Liebe“ ? Kannst Du Dir darunter etwas vorstellen?“, fragte ich ihn sehr behutsam.

„Die „Liebe“ von Jesus Christus, weil er für uns am Kreuz gestorben ist!“, kam es aus ihm herausgeschossen.

„Und wenn wir uns in seinem Namen zu unseren Sünden bekennen, dann haben wir das ewige Leben“, ergänzte ich seine auswendig, verinnerlichte Überzeugung. „Nun lassen wir mal Christus beiseite und was stellst Du Dir dann einfach unter dem Wort „Liebe“ vor? Weisst Du, einfach so im Alltag“.

Nun begann er wirklich ernsthaft nachzudenken und kam zunächst mal zur Feststellung: „Das ist ja gar nicht so einfach, das ist noch schwierig zu sagen; - - - - - - - (denkt nach) - - - - -, dass man vertrauen hat, - - - - - - nett ist, - - - - - - jemandem hilft“.

„Sehr gut, was Du gesagt hast“, bekräftigte ich ihn und ermunterte ihn fragend, ob es noch mehr darüber zu sagen gäbe und er wusste dann noch einige positive Eigenschaften unseres menschlichen Verhaltens. „Und, ist das nun die „Liebe“?, fragte ich ihn und er wurde noch nachdenklicher. „Mir kommt zum Beispiel auch noch ein Wort in den Sinn: Aufmerksamkeit könnte vielleicht auch noch wichtig sein“, sagte ich zu ihm und pflichtete ihm bei: „Du hast recht, das ist gar nicht so einfach, sagen zu können was die „Liebe“ sei“, versuchte ich ihm aufzuzeigen. „Und weisst Du, vielleicht haben wir ja noch etwas vergessen, und wenn Du Deinen Kollegen fragen würdest, dann wüsste der vielleicht auch noch etwas dazu zu sagen. Siehst Du, so stellt sich jede Person unter der „Liebe“ immer ein wenig etwas anderes vor und für sich hat man das Gefühl, dass man es wisse“.

„Ja, das ist wirklich noch interessant, das habe ich noch gar nie so überlegt“, sagte er zu mir und wir verabschiedeten uns; jeder auf seinem Wege gehend, ohne ihm meine „frohe Botschaft“ zu verkünden.