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Aphorismen und Texte zu Liebe, Leben und Religion

Tod des Vaters

Es war Mittwochnachmittag, den 3. November 1999. Aufgewühlt stand ich mit meiner Schwester, meinem Bruder und der Schwesternhilfe Monika um das Bett meines sterbenden Vaters. Ich hielt ihm seine linke Hand. Meine vierjährige Tochter sass beim Kopfkissen. Mein Vater atmete schwer und die Abstände dazwischen, nach denen er wieder um Luft rang, wurden immer länger. Wie ich so angespannt wieder auf seinen nächsten Atemzug wartete, wurde mir gewahr, dass es jetzt hätte geschehen sollen.

Plötzlich musste ich wie von unsichtbarer "Hand" geleitet, seine Hand loslassen und wie einen Schritt zurücktreten. Auch allen Andern, die darum standen, geschah es ähnlich. Und da sah ich, wie ein Licht, das ich auf dieser Welt noch nie gesehen hatte, sich von den Fussenden löste, durch den Körper meines Vaters eilte und beim Kopf seinen Leib verliess. Zugleich folgte diesem Licht unmittelbar einen Schatten bis zum Kopf. Das Ganze wurde begleitet, wie wenn ein lautloser Wind aus dem Körper meines Vaters fuhr. Und als dieses Licht durch das Gesicht meines Vaters glitt, da sah ich ganz kurz, wie ein Lächeln, ein Entzücken über sein Gesicht huschte. Und als ich diese Entzückung sah, wurde mir folgendes gewahr: als er mich gezeugt hatte, muss auch ein solches Entzücken über seinem Gesicht gelegen sein.